Frankfurter neue Presse

Zeilsheimer Uwe Kumpf von Japan ausgezeichnet Der deutsche Samurai

15.11.2014

Von Sandra Kathe

In der japanischen Kampfsportart Kendo geht es vor allem um Entschlossenheit und Geschick. In Frankfurt weiß das keiner so gut wie Uwe Kumpf. Der Kendo-Trainer, der auch Präsident des hessischen Kendo-Verbands ist, wurde vom japanischen Außenminister ausgezeichnet.

 

Der japanische Generalkonsul Hideyuki Sakamoto überreichte Uwe Kumpf die Auszeichnung des japanischen Außenministeriums – zum ersten Mal für einen »deutschen Samurai«. Foto: Ekkehard zur Megede

Zeilsheim. 

/lokales/main-taunus-kreis/Der-deutsche-Samurai;art676,1129310 Uwe Kumpf bei einem Lehrgang mit japanischen Kendo-Sportlern.

Eigentlich hatte Uwe Kumpf nach Ausbildung und Meisterprüfung zum Starkstromelektriker nur nach einem sportlichen Ausgleich gesucht. Nach einem Jahr intensiver Suche stieß er schließlich in Wiesbaden auf eine Kendo-Gruppe. Drei Monate brauchte er, bevor man ihn von der Anfängergruppe heraufstufte, nach nur acht Jahren hatte er alle überholt – auch seinen Lehrer. Jetzt, 30 Jahre nach seiner ersten Kendo-Stunde, nahm der Zeilsheimer eine Auszeichnung des japanischen Außenministers entgegen – für sein außergewöhnliches Engagement für die japanische Kultur.

Kendo ist eine Art Samurai-Fechten, die von der jahrhundertealten Samurai-Disziplin Kenjutsu abstammt – und der japanische Nationalsport. Ken bedeutet auf japanisch Schwert, do ist das Wort für Weg. Beim rasanten Kampf mit den Schwertern geht es darum, den Gegener an verschiedenen Stellen seines Körpers anzugreifen und so den Kampf zu gewinnen. „Kurz erklärt, schlägt man sich vor allem gegenseitig auf den Kopf“, erklärt Kumpf. Damit nichts passiert, tragen die Kämpfer eine spezielle Kampfausrüstung.

Als Kumpf 1980 mit Kendo anfing, war es in ganz Deutschland gar nicht mal so leicht, einen Verein zu finden, der die exotische Kampfsportart anbot. Heute ist er nicht nur begeisterter Kendo-Sportler und -Trainer, sondern auch Präsident des hessischen Kendo-Verbands. 500 Sportler sind auf Landesebene inzwischen aktiv – eine ganze Menge aber noch lange nicht genug. Jede Kampfsportart, die hessenweit weniger als 2000 Sportler betreiben, wird vom Landessportbund nicht als eigenständige Sportart aufgenommen und muss darum vom Judo-Verband, dem größten im Bereich Kampfsport, mit verwaltet werden. „Dass da nicht alle Interessen optimal vertreten werden können, versteht sich von selbst“, sagt Kumpf. Langfristig sei also sein Ziel, eine Möglichkeit zu finden, als eigenständiger Sport akzeptiert zu werden.

Begeistern kann der 57-Jährige Außenstehende von seiner Sportart öfter mal. Seit Mai 2014 ist er nun Rentner und seitdem nur noch in Sachen Kendo unterwegs. Zweimal war er in den vergangenen beiden Monaten bereits in Japan, wo er inzwischen auch ein Haus hat. Allein wegen der Dan-Prüfungen, zur Erlangung der verschiedenen Meistergrade, die es in der Sportart gibt, muss man regelmäßig nach Japan reisen, denn in Deutschland werden diese nicht abgenommen. In drei Jahren darf er sich an der höchsten Prüfung versuchen, zum achten Dan. Ob er sie bestehen wird, bleibt abzuwarten, denn erfahrungsgemäß besteht pro Prüfung nur etwa ein Promille der Teilnehmer.

Begeisterte Kendo-Kämpfer sind auch seine beiden Kinder Sabrina und Roberto sowie seine Ehefrau Kazuko, die aus Japan kommt und die Kumpf an seiner Frankfurter Kendo-Schule kennenlernte, als sie in Deutschland einen Weg suchte, ihre Sportart weiterzubetreiben. Bei der letzten deutschen Mannschaftsmeisterschaft errang sie mit der zweiten hessischen Mannschaft den dritten Platz, Sabrina Kumpfs erste Mannschaft sogar den zweiten. Die Herren, bei denen unter anderem Roberto Kumpf antrat, sicherten sich den Meistertitel.

Titel, für die Uwe Kumpf selbst viel zu spät mit dem Sport angefangen hat. „Was meine Kinder, die beide mit vier Jahren mit dem Training begonnen haben, spielend leicht erlernten, war für mich immer harte Arbeit“. Sein größter sportlicher Erfolg war der vierte Platz beim Goodwill-Turnier im Rahmen der Weltmeisterschaft 1994. Erfolge, die ihm aber viel wichtiger sind, hat er in Form von Auszeichnungen allein in den vergangenen beiden Jahren drei mal gehabt: Im vorigen Jahr eine Ehrung der Stadt Frankfurt, in diesem Jahr bereits eine Auszeichnung des Deutschen Kendo-Verbands. Die Urkunde, die ihm Generalkonsul Sakamoto im Namen des japanischen Außenministers übergeben hat, ist aber ein klarer Höhepunkt.